Tag 3: 10.06.2024, 146km, 443hm

Die letzten Tage haben sich gehetzt angefühlt, ich bin mehr für ein Ziel als für den Weg geradelt. Auch heute hatte ich das Gefühl, ich muss aufholen. Dank Fahrradproblemen bin ich schließlich gestern statt 200 km „nur“ knapp 160 km gefahren und auch heute erst mittags losgekommen, nach vorübergehender Reparatur. Es gibt einen halbwegs guten Grund für meinen Zeitdruck: ich will meinen lieben Freund Mo in Hannover erwischen, also am besten vor Donnerstag dort ankommen. Gleichzeitig mache ich mir vermutlich mehr Stress als nötig und vergesse ganz, dass ich auf Reisen bin. Erlaube mir kaum Pausen, und in den wenigen Pausen hocke ich mich an den Wegesrand, um mich möglichst schnell mit Essen aufzufüllen.

Snackpause am Wegesrand

Snackpause am Wegesrand

Mittagessen

Mittagessen

Die Hallentür reißt mich aus dem Halbschlaf. Frau Seitz steht in ihr und lädt mich zu Kaffee und Frühstück nach oben ein. Sie scheint sich langsam an die Fremde zu gewöhnen und versorgt mich liebevoll. Wir unterhalten uns mit ihrem zweijährigen Enkel Xaver, der rege über die Eckbank kraxelt. Gut gestärkt geht es vom Hof nach Roth zu 2-wheel müller, die mit viel Engagement mein Fahrrad zumindest vorübergehend verarzten.

Den Tag über fahre ich die meiste Zeit am Main-Donau-Kanal entlang, von Roth über Fürth nach Bamberg. Alles an mir ist richtig staubig von den Kanalwegen. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass wir in Bayern so viel Binnenschifffahrt haben. Und riesige Schleusen, um die großen Schiffe zu bewegen!

Main-Donau_Kanal

Main-Donau_Kanal

Bamberg ist mir ein sehr sympathisches Städtchen, es scheint bunte Menschen und schöne Altstadt zu vereinen. Zwei mal muss ich Baustellen groß umfahren, aber ab Bamberg fliege ich nur so dahin. Vor Coburg überlege ich mir, dass ich noch „schnell“ durch die Stadt fahre bevor ich mir einen Schlafplatz suche – ich bin noch nicht bereit abzusteigen, meine Beine fühlen sich noch frisch an. 20:10, ich bin durch die Innenstadt durch, als mein Navi mir sagt „130 hm Anstieg“. Darauf bin ich nicht vorbereitet. Ich mache mir Sorgen, wie lange ich dafür brauchen werde und ob ich danach noch einen Landwirt mit Platz für mein Zelt finde. Nichts zu machen. Ich fahre hoch mit dem Plan, oben bei erster Gelegenheit einen Schlafplatz zu suchen. Ich sehe eine Gruppe im Haus der Freiwilligen Feuerwehr sitzen und halte an.

Coburger Innenstadt

Coburger Innenstadt

Oben angekommen werde ich mit Ausblick belohnt

Oben angekommen werde ich mit Ausblick belohnt

Stefan, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Löbelstein, lässt mich rein und lädt mich ein, mich dazu zu setzen. Die Jungs und Mädels lassen gerade ihr 150-jähriges Jubiläum ausklingen und erzählen immer wieder begeistert wie gut alles geklappt hat und wie besonders dieses Fest war. Thorsten sitzt mir gegenüber, er ist ganz besorgt, fasziniert, erstaunt über meine Reise und löchert mich mit Fragen. Auch die anderen sind neugierig, ich werde mit Leberkas und Limo aufgepäppelt. Ich fühle mich richtig willkommen, aufgenommen – wie eine Ehrengästin. Dabei bin ich ja nur zur Tür reingestolpert. Allein für diese Begegnung bin ich froh um meine Panne – sonst wäre sie nicht passiert. Ich schaffe es endlich, wirklich unterwegs anzukommen. Bis fast um zwei in der früh sitze ich noch mit Sascha und Stefan zam.

Feuerwehr Löbelstein und ich

Feuerwehr Löbelstein und ich

Ich bin mit breitem Grinsen ins Bett gefallen – im Feuerwehrhaus!