Tag 9: 16.06.2024, 105 km 550 hm
Um 4 Uhr war ich heute wach. Ich male mir aus, dass ich vormittags schon in Hamburg ankomme, wenn ich bald losfahre. Dann merke ich, dass ich noch müde bin und erlaube mir, auszuschlafen. Es ist 8 Uhr als ich das nächste Mal wach werde. Kaum habe ich die Augen auf, ruft mir ein Paar zu: “Frühstück?”. Die beiden gehen mit ihren vier Hunden Gassi – und ich sage ja.
Nicol und Christof haben sich ein schönes Leben aufgebaut, es wirkt als ob sie, auch dank Abwesenheit von Kindern, viel Raum und Zeit für schöne Spielereien und Entdeckungen haben. Wir finden Gemeinsamkeiten in Festivals, Fahrradtouren, Musik, und Hundeliebe. Christof lädt mich noch auf eine Motorradspritztour durch die Heide ein. Ich war noch nie Motorradfahren – also lasse ich mich darauf ein (Hallo Mama und Papa, ich habe es überlebt ;)). Wir heizen durch die Heide, über die NATO-Truppenübungsplätze, die am Wochenende auf sind. Die Beschleunigung auf dem Motorrad ist aufregend, gleichzeitig fühle ich mich ziemlich ungeschützt, bei so hohen Geschwindigkeiten keinen Metallkäfig um mich herum zu haben. Ich bleibe in Zukunft bei meinem Fahrrad, bin aber dankbar, dass ich auch Motorrad mal erleben durfte.
Ich lerne langsam, mich auf Angebote aller Art einzulassen. Bisher hatte ich häufiger abgelehnt, weil ich Menschen nicht zu viel abverlangen will. Aber Menschen haben Freude, ihr Leben zu teilen, mich kennenzulernen. Ich kann langsam akzeptieren, dass ich Vielen eher Freude als Last bin.
Erst gegen 13 Uhr schwinge ich mich auf mein Fahrrad. Nicole und Christof hatten mich noch eingeladen, den Rest des Tages dort zu verbringen und erst am nächsten Tag weiter zu ziehen. Ich freue mich aber, (endlich) wieder auf meinem Fahrrad zu sitzen. Zu diesem Angebot muss ich also doch mal wieder nein sagen. Es ist so vertraut, und ich fühle mich so wohl, wenn ich in die Pedale treten kann. Jetzt wird die Lüneburger Heide richtig schön, und landschaftlich abwechslungsreich. Untergrund und Steigungen bringen mich immer wieder an meine Grenzen – da macht das Fahrradfahren richtig Spaß! Auf dem Weg in die Stadt begegne ich dann noch einem Bäckermeister auf dem Weg zu seiner Schicht. Er leitet mir den Weg in die Stadt um die Baustellen herum, wir fahren lange nebeinenander her.
Bei meiner Schulfreundin Marei komme ich dann erst kurz vor 21 Uhr an. Ihr Freund ist sehr outdoor-erfahren und versorgt mich mit allen Utensilien, die ich bei meiner Ankunft für die Pflege meines Materials gebrauchen könnte. Marei kocht Fried Rice. Auch hier werde ich wieder so großzügig aufgenommen. Ich komme mir in den letzten Tagen fast zu bequem vor – es fühlt sich so einfach an, immer wieder eine warme Dusche und ein Bett oder eine Couch zu haben.
Aufstehen um 4 Uhr
Bereit fürs Motorradfahren
Gustav und ich beim Musik hören.
Ankommen in der Lüneburger Heide
Heideschnuckenherde
Nicht schnell genug aus den Clickies und schon liege ich da…
Hamburg!