Bis um Viertel vor drei tingele ich durch den Tag. Dann nicht mehr. Ich merke, dass der Laden, bei dem ich noch meinen E-Reader abholen will, nur bis 19 Uhr auf hat. Vier Stunden also, wenn ich ihn noch heute abholen will. Noch 80 km und einige hundert Höhenmeter. Also trete ich richtig in die Pedale. Es macht Spaß, durch die Landschaft zu fliegen; nur einmal bin ich traurig, nicht anzuhalten – einmal für einen See, einmal für einen Kiosk. Ich habe Musik im Ohr, die mich schon jahrelang beim Sport begleitet, der Rhythmus treibt mich voran.

Erschöpft und glücklich sitze ich dann da, als der E-Reader abgeholt ist. Ich will unbedingt schwimmen gehen und alkoholfreies Bier trinken. Ich suche mir eine Stelle zum Schwimmen aus und einen Supermarkt – nur verschätze ich mich. Und das merke ich auch erst auf halber Strecke. Um den Supermarkt noch vor 8 zu erreichen, trete ich dann noch mal voll in die Pedale. Während dieses Sprints ist das Einzige, was mich hält, die Vorfreude auf mein Bier. Ich komme pünktlich an, decke mich mit Bier, Eis, Chips und Erdbeeren ein.

Von dort fahre ich zurück zur Badestelle. Ich springe noch ins Wasser, bin tiefenentspannt. Abends esse ich auch dort, mache es mir gemütlich. Das goldene Licht klebt mir ein Lächeln ins Gesicht.

Die Eile war ein starker Kontrast zur Ruhe meines Vormittags. Frühstück habe ich von und mit den Pferdedamen bekommen – super lecker. Eigene Eier, Käse aus der Nachbarsmolkerei, selbstgemachte Marmeladen, Brot von der Schwägerin. Und eine ganz besondere Spezialität: Schnaps, Geschmacksrichtung salzige Lakritze. Ich habe mich auf einen winzigen Schluck eingelassen, brauche dieses Stück dänische Kultur aber nicht in meinem Leben – weder Alkohol am Morgen noch salzige Lakritze.

Nach dem Losfahren muss ich direkt mal wieder den Umwerfer nachstellen, aber hoffentlich zum letzten Mal. Dann fahre ich so vor mich hin, suche mir irgendwann einen schönen Platz zum Mittagessen. Dabei nehme ich mir sogar Zeit, meinen Thunfisch zu braten. Ich habe hier keinen Empfang, deswegen finde ich noch nicht heraus, wie knapp mein Nachmittag laufen wird.

Bei allem Erlebten fühlt sich abends der Morgen so weit weg an. Ich fahre noch die letzten Meter zu meinem Shelter für die Nacht. Ein Reh springt mir fast vor das Fahrrad. Ich fühle mich zufrieden, bin froh über mein Genießen morgens und abends, froh über die Intensität und körperliche Herausforderung dazwischen.