Das erste, was ich morgens tue: in den See hüpfen. Mit der goldenen Morgensonne die über ihm steht kann ich es mir nicht verkneifen. Kühl, aber sehr angenehm.

Nach nur einem Tag Regen und grau schon genieße ich die kräftige Sonne die mein Zelt trocknet. Daniel ist schon wach und bietet mir Kaffee an. Ich sammele frische Blaubeeren für meinen Porridge und teile welche mit Daniel.

Heute verlasse ich den European divide Trail um mich nach Norwegen durchzuschlagen. Schnell hinterfrage ich diese Entscheidung, als ich auf einer Bundesstraße zwischen Autos, LKW und Straßenrand klemme. Ich bin dankbar für mein neue Warnweste, dank dieses übermodischen Accessoires kann zumindest niemand behaupten mich zu übersehen.

Auch sonst fahre ich viel durch Industriegebiete, Autobahnraststätten und an immer gleichen Geschäften vorbei. Passenderweise höre ich dabei die Känguru-Chroniken, in denen das kommunistische Känguru unter anderem die immer gleichen Innenstädte auf der ganzen Welt kommentiert. Trotz meines Frust darüber nutze ich den Lidl für einen Großeinkauf. Die einzige Art festzustellen, dass man in Skandinavien ist: ein ganzes Regal mit Lakritzsüßigkeiten.

In der Sonne teste ich auch mein Solarladegerät. Ich habe es in Göteborg gekauft, nachdem mich meine leer gehenden Akkus zuvor so gestresst hatten. Bei voller Sonneneinstrahlung ist es tatsächlich sehr hilfreich, die Zeit wird zeigen ob es Gewicht, Volumen und Wackeligkeit wert ist.

Die schlimmste Befürchtung meines Bruders ist dank Sonne leider auch eingetreten: meine Bräune verrät mich ganz eindeutig als Fahrradfahrerin, und trägt harte Kanten dort wo meine Kleidung aufhört. Besonders schön ist das Stück Bräune dort wo ich meinen Handschuhstoff für meine Hose geopfert habe. Dieses Loch ist zwar jetzt wieder durch ein Stück Warnweste geflickt (eindeutige Hierarchie der Stoffquellen), aber die rautenförmige Bräune bleibt erst mal bestehen.

Abends finde ich ein traumhaftes Shelter auf einem kleinen Hügel. Es ist sogar ziemlich mückenfrei! Das alkoholfreie Bier und sonstige Goodies aus meinem Einkauf finden ihren Weg in meinen knurrenden Magen. Die Straße und die vielen Autos plus Sonne haben mich ziemlich erschöpft.

Oh ja: ich habe heute auch ein echtes Zebra gesehen! Nach den in Zebramuster eingepackten Pferden musste ich schon zweimal hinschauen…