Das Wasser plätschert an den Steinstrand, dort wo es auf Boote trifft klingt es ein wenig anders, schärfer. Im Hintergrund das allgegenwärtige Rauschen - nur ist es hier nicht das Rauschen tausender Autos, mir sonst so vertraut, hier ist es das Rauschen des Wasserfalls in der Ferne. Wie tausende kleine Kiesel klingt der Regen, der beginnt während ich im See stehe. Der Tag endet so ähnlich wie er begonnen hat.

Auch morgens springe ich als erstes in den See. Nackt, in der Hoffnung ich bin weit genug weg von der Hütte. Bin ich leider nicht, einmal muss ich ganz schnell untertauchen, aber werde dann in Ruhe gelassen. Richtig kalt, ich werde gut wach.

Nach dem Frühstück drehe ich eine Runde mit dem Kanu auf dem See. Wenn die kostenlos mit der Hütte zur Verfügung stehen, wäre alles andere ja auch eine Schande. Ich stelle mich nur so mäßig geschickt an, mir fehlt jemand, der die andere Seite paddelt. Ich genieße es trotzdem sehr und bin genau da richtig.

Ich fühle mich in dieser Landschaft angekommen. Es ist bergig oder hügelig, viele Forstwege. Unmengen Walderdbeeren säumen den Wegesrand, ich brauche nur kurz anhalten, um die Hände damit voll zu haben. Mir begegnen ganz wenige Menschen, außer als ich zwischendurch eine Stadt durchquere. Schnell weg dort.

Begleitet werde ich nur von unterschiedlichen (Wild-)tieren. Schafe sind häufige Wegsperren. Ein Fuchsbaby starrt mich beim Vorbeifahren an. Beim Mittagessen höre ich einen sanften Aufprall, drehe den Kopf und blicke eine Elchkuh an. Sie starrt zurück. Sie passt so gut in die Landschaft, ähnlich grau wie die moosbewachsenen Steine und der Himmel. Sie strahlt eine ähnliche Robustheit und Ruhe aus wie ihre Umgebung. Ganz anders als ich, die herausragt mit meiner bunten Auswahl der Hightech-Outdoor-Klamotten, in denen ich trotzdem friere.

Abends finde ich wieder eine DNT-Hütte, diese kostet leider ganze 15€ - immer noch sehr fair, aber ich hatte ja kurz gehofft dass ich mit 5€-Hütten durchkomme. Diesmal bin ich alleine dort. Deswegen sieht auch niemand meine Slapstick-Einlage, als ich versuche aus dem Wasser zu klettern. Die moosbewachsenen Steine sind so glatt, dass ich immer wieder rückwärts ins Wasser rutsche. Auf allen vieren schaffe ich es dann irgendwann raus.

Ich habe genau genug Empfang um den Anruf einer befreundeten Person, Ruth, anzunehmen. Wir quatschen lange, so vertraut. Spinnen Ideen, wie wir bei zukünftigen gemeinsamen Abenteuern die unterschiedlichen Fahrradambitionen ausgleichen können - Zugbänder? Anhänger? Zumindest heute Abend bin ich doch nicht alleine.

Das einzige, was mir heute Abend Sorgen macht: ich habe mir beim Nudeln abgießen die Finger verbrüht. Ich hoffe, dass sie dank Kühlen wieder für das Fahrradfahren morgen fit sein werden.