Bis um 9 schlafe ich mich aus. Das tut gut, meine Erschöpfung von gestern scheint weg. Ich habe gestern entschieden, heute nur bis zur mir empfohlenen DNT Hütte Fønhuskoia zu fahren. 60km, 1100hm lassen mir genug Zeit, den Morgen entspannt zu gestalten. Der Dauerregen lockt mich nicht nach draußen.
Um elf breche ich dann auf, alles ist nass. Ich fühle mich sehr träge, trete kaum in die Pedale und rolle so dahin. Nach wenigen Kilometern mache ich Pause,in der Hoffnung meine Motivation zu finden. Der Regen ist etwas weniger unangenehm im Sitzen, aber es wird kalt. Ich esse Knäckebrot mit Karamellkäse und Himbeermarmelade (meine aktuelle Standardmahlzeit) und telefoniere mit Oma.
Langsam geht es weiter, der Regen drückt die Motivation. Mein Ziel, die Hütte, male ich mir dafür umso schöner aus. Und ich schaffe es ja sicher bis um 16 Uhr, denke ich. Ich überlege, mir noch Zimtschnecken und Kakao zu kaufen, damit ich den Nachmittag auf der Hütte so richtig genießen kann. Nach meinem Einkauf stelle ich fest, dass es schon fast 14 Uhr ist, ich kaum 20km geschafft habe. Vielleicht werden meine Pläne doch ein wenig knapp.
Langsam merke ich, dass ich mich völlig verschätzt habe. Mein Ziel rückt gefühlt in immer weitere Ferne. Es wird richtig steil, matschig und der Weg ist immer wieder ein Bach. Mein Reifen dreht immer wieder durch. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass ich die Hütte weniger entspannt nutzen können werde, als ich mir das den Tag über immer wieder ausgemalt hatte. Gleichzeitig habe ich tatsächlich Spaß am anspruchsvollen Fahren, und der Regen ist meistens einfach ein bisschen witzig.
19 Uhr ist es, bis ich dann an der Hütte ankomme. Ein Mutter-Sohn-Gespann ist bereits da und hat eingeheizt. Das ist mir sehr willkommen. Nach einem schnellen Bad im See merke ich langsam, dass ich ziemlich ausgekühlt bin und verbringe die erste Stunde neben dem Feuer, Ramen schlürfend.
Die Hütte ist architektonisch klasse, elegant, aber trotzdem verspielt. Es gibt sogar einen Trocknungsraum (sehr willkommen, auch für meine Wäsche, die ich später noch mache). Es verstecken sich an unterschiedlichen Stellen Betten. Es macht mir Spaß, sie zu erkunden. Ich unterhalte mich mit den beiden anderen Gästen, deren Namen ich leider nie erfragt habe. Der dreizehnjährige Sohn antwortet wie aus der Pistole geschossen „90er Rap“ als ich ihn frage, was seine Lieblingsmusik ist. Ich freue mich daran, wie spezifisch er damit ist. Anscheinend läuft in seinen Computerspielen dieses Musik.
Es passiert mir häufig, dass ich mich morgens verschätze, wie früh ich abends ankomme. Morgens scheine ich oft erst meinen Rhythmus finden zu müssen. Am frühen Nachmittag fühle ich mich dann, als ob ich noch nicht geradelt bin und will dann noch ein wenig aufholen. Unbequem vielleicht, aber ich brauche die körperliche Anstrengung.
Als unangenehme Gute Nacht Geschichte, stelle ich fest, dass mein Handy nicht mehr lädt - vielleicht hat der Regen es kaputt gemacht. Ich kann daran jetzt nichts tun, habe aber auch keine Internetverbindung, um Lösungen zu recherchieren.