Mein Reifen rutscht weg, mein Fuß kommt nicht schnell genug aus dem Clickie raus und ich bremse mit meinen Händen und Armen. Mein erster Sturz der Reise, in den ersten fünf Minuten des Tages. Einmal alles schütteln, funktioniert alles noch? Scheint so. Mein Ellenbogen tut weh, er ist aufgeschürft. Sonst völlig unversehrt. Ich muss erst mal durchatmen. Noch mal Glück gehabt und eine gute Warnung zu Vorsicht.

Die Nacht habe ich in der Nähe eines größeren Fluss verbracht, der an so vielen Orten und Siedlungen vorbeiführt, dass ich das Wasser auch gefiltert nicht unbedingt trinken möchte. Unklugerweise habe ich davor meine Wasserflaschen auch nicht aufgefüllt. Beim frühzeitigen Flaschenauffüllen muss ich noch ein wenig dazulernen. Deswegen gibt es Knäckebrot statt Haferbrei zum Frühstück, das geht auch ohne Wasser. Danach suche ich nach Wasser und frage schließlich ein paar Handwerker danach. Sie sprechen nur Polnisch und Russisch und ich bin sehr stolz als ich mein Polnisch aus den hintersten Ecken meines Gehirns rauskrame und nach “woda” frage und mich mit “dziękuję” bedanke.

Heute ist meine Aufgabe, nach Geilo zu fahren und dort meine Unterhosen, Handtuch und Wechselshirt abzuholen, die ich in Oslo hatte liegen lassen. Nur ca. 30 km habe ich deswegen noch vor mir und bis um 14 Uhr Zeit. Über wenig spannende Forstwege (ich bin mittlerweile sehr verwöhnt) fahre ich das Tal entlang. Dank einiger Höhenmeter brauche ich dann aber doch viel Zeit und bin pünktlich da.

Ich fühle mich ein wenig ertappt als ich mit vollem Mund auf der Parkbank sitze, mein Essen nach Einkauf um mich herum verstreut und von hinten Leonie mir zuruft. Sie reicht mir meine Kleidung. Wir trinken noch Kaffee zusammen, auch mit ihren beiden Kindern. Schon eine sehr spannende Familie, mehr wenn ich meine fehlenden Blogeinträge jemals noch nachreiche.

Weiter geht es die Straße entlang. 20 km Bundesstraße. In diesem Tal gibt es viel mehr internationale Kennzeichen als auf meiner Reise bisher. Ich komme wohl in touristischere Gegenden und teile die Straße mit den omnipräsenten Deutschen, Niederländern, Französinnen und Schweden. Ich fluche über so manche Autofahrer die zu knapp überholen. Das macht richtig Angst, und ich bin mal wieder sehr froh über meine Warnweste, die zumindest sicherstellt, dass ich gesehen werde.

Richtig froh bin ich dann, als ich die Bundesstraße verlasse und in den Rallarvegen einbiege. Die alte Bahnarbeiterstrecke ist angeblich eine der schönsten Fahrradstrecken Norwegens und auf jeden Fall einen Abstecher wert. Es wird auch richtig schön. Ich bin schnell über der Baumgrenze und umgeben von Moosen, Steinen, Schafen, Bergen und unterschiedlichen Gewässern.

In Wind und Regen suche ich mir schließlich einen Schlafplatz. Ich finde eine Stelle, die hinter einer kleinen Erhebung zumindest etwas geschützt ist. Das Zelt unter den Bedingungen aufzustellen ist aber auf jeden Fall eine Herausforderung. Mehrmals wünsche ich mir eine Begleitung, die die andere Seite des Zeltes hält. Allein mein Zelt sauber aufzustellen und abzuspannen braucht lange; bis ich fertig bin mit Waschen, Kochen, Essen ist es auch 23 Uhr.

Ich höre und spüre die Windböen an meinem Zelt und hoffe, dass es das aushält.